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2008 dachte ich nach über Schwarzrotgold. Ich hatte meine Kamera immer bei mir. Je mehr ich fotografierte, desto mehr Schwarzrotgold entdeckte ich. Ich kam kaum noch hinterher, all das Schwarzrotgold zu fotografieren, das ich sah. Ich beendete das Projekt, als eine meiner besten Freundinnen mir für Sekunden zum besten Motiv wurde: Sie stand in meinem Flur, trug eine schwarze Hose, eine rote Jacke und hatte eine gelbe Tasche umhängen. Ich begrüßte sie wie immer, aber ich verstand zugleich nicht, wie sie aussehen konnte, so schwarzrotgold. Ich merkte, dass ich begonnen hatte, mit meinen Bildern Beweise zu sammeln, dass ich etwas belegen wollte, nämlich die schwarzrotgoldene Unterwanderung oder das schwarzrotgoldene Irgendwas. Und nun stand diese Freundin da und war für mich ein Beleg dieser flanierenden Nationalfärberei, und da war es dann auch gut. Da musste ich mich also besinnen. Manchmal sind Farben nur Farben.
Natürlich hatte ich mit diesem Schwarzrotgold ursprünglich etwas im Sinn gehabt (Wie sieht es denn hier aus? Wie sehen Sie denn aus?), aber ich hatte das Anliegen vergessen oder das Anliegen war zu einem Ziel geworden oder der springende Punkt war von empirischer Gier überrollt worden. Ich weiß, was ich beweisen wollte und zeigen wollte und sagen wollte, aber dazu später mehr.
Jedenfalls hat alles auch mit dieser Frage zu tun: "Warum Sie eher einen falschen Stadtplan verwenden als gar keinen", die Rolf Dobelli am 15. November 2010 in der FAZ beantwortete: "Wird etwas oft wiederholt, machen wir es unserem Hirn sehr leicht, es wieder abzurufen. Dabei muss es nicht einmal wahr sein. Man muss die Wörter UFO, Lebensenergie oder Karma nur oft genug wiederholen - plötzlich glaubt man daran. [...]
Ein Beispiel: Seit zehn Jahren weiß man, dass die sogenannte Black-Scholes-Formel für die Preisberechnung von derivaten Finanzprodukten nicht funktioniert. Aber man hat keine andere. Also verwendet man lieber eine Formel, die falsch ist, als gar keine. So hat der Avalability Bias den Banken Milliardenschäden beschert. Es ist, als wäre man in einer fremden Stadt ohne Stadtplan, doch in der Tasche findet man die Karte einer anderen Stadt, also verwendet man diese. Lieber eine falsche Karte als gar keine."
Bitteschön: SRG, eine Ausstellung

Es gibt Anlass zum Beflaggen.
Nach dem Anlass bleiben die Flaggen hängen.
Es gibt neuen Anlass zum Beflaggen.
Dann bleiben auch die neuen Flaggen hängen.
Die alten werden justiert.
Es wird nicht mehr abgeflaggt.

Und dann sind die Nachbarn, die Passanten als Flaggen unterwegs.
Und was das nun soll.
Dieses Nationalfärben.

Wie sehen Sie denn aus.

Ist nur ein Zufall.
Fällt aber auf.
Ist nur ein Zufall.
Fällt aber auf.
Ist nur ein Zufall.
Fällt aber auf.

Ist ja alles schwarzrotgold.
Eine Ausstellung.