Abonnieren
Category Archives: Buch und Bücherei
Buch und BüchereiEine Reise Teil 2
4. Juli 2012 – 22:33
Literaturfrauenfragen und crotchless-pants-and-a-machine-gun-feminism
4. Juli 2012 – 19:51
„We’re not sure listening is a crucial tool. But we did it anyway. Maybe a better way to phrase this would be to say that listening might be one tool among many. And, like all tools, it might have its moments. And it might have its limitations. Or what we mean is that if feminism ended with listening, or was mainly about listening, it would be–as many feminists have pointed out–somewhat limited to stories of women’s personal experience. And perhaps might lack a more structural analysis.
When we started the project of asking writers in other locations, we were, we confess, hoping for more structural analysis. We sent [the authors] a version of “Numbers Trouble,” [an essay on the paucity of women poets included in A Megaphone] and one thing we hoped to get were some numbers on how many women show up in the anthologies and [win] the prizes and stuff like that in their area. What we got back was a mixture of this sort of information, and a lot of personal stories about negotiating, with varying degrees of success, the structures and distribution networks that support literary production. Our first reaction was, I don’t know, disappointment? But our next reaction was to begin to question our endless desire for more structural analysis.“
mehr hier
Ex-Lieblingssatz
7. Mai 2012 – 08:26
„I thought maybe I would swing by Madeleine’s house and see if his car was out front. It was either this or begin a career as something other than a writer. If I thought of another career before I got to the house, I would turn around and pursue that. I made the car go slowly so that everyone could see it was thinking. It was considering careers for me.“ (aus: Miranda July: Making Love in 2003. In: No one belongs here more than you.)
Kurz mochte ich diese Stelle und vor allem den kursiv hervorgehobenen Satz und July grundsätzlich, aber dann kamen sie und ihr Satz und ihre Geschichten und vor allem „The Future“ mir wie eine grazile Spieldosenfigur vor, die sich immerzu dreht, nicht schnell, sondern so bedächtig, dass jeder hinsieht und sich aufgefordert fühlt, die Ausdauer und beharrliche Langsamkeit zu betonen. Die Spieldosenfigur steht in etravaganter Pose und wirft gelegentlich Stinkbomben, nebenbei und haarscharf an den Zielen vorbei, die man für Stinkbomben im Sinn haben könnte. Deshalb wird ihr nicht Bösartigkeit, sondern Einmaligkeit, Einzigartigkeit diagnostiziert. Sie dreht sich in einem Zimmer, das von einer leichten Staubschicht überzogen ist. Kurz wollte ich dort sein, aber dann kamen mir die Kroaten in den Weg, und ich lernte bei Dubravka Ugrešić, dass in der kroatischen Sprache, vielmehr zuvor in der jugoslawischen/serbokroatischen, die Kinder wie abgeschlachtet schlafen, wohingegen sie für uns und in etlichen anderen Sprachen wie Engel schlafen.
Bei Edo Popović fand ich den nächsten, mir lieberen Lieblingssatz: „Zwei Probleme, die normalerweise darauf scheißen, was ich sage, gingen an mir vorbei und glotzten sich verliebt an.“ (Edo Popovic: Die Rampe oder jemand anderes. In: Mitternachtsboogie), und July war dann völlig entzaubert, und ich wie aus einer Verliebtheit gefallen oder aus einem Missverständnis. Aus der Inszenierung des Lebens zurück ins Leben.
Literaturfrauenfragen
13. April 2012 – 21:39
„Will the literary habits of a culture change as younger readers take over? Will more literary women be able to persuade their publishers to keep that photo of a longhaired young girl in a summer dress facing shyly away from the camera off their book jackets and replace it with a neutral illustration and bold typeface? Will VIDA’s statistics dramatically improve? And will “Women’s Fiction” become such an absurd category it’s phased out entirely?“
aus:
Und im Briefkasten vor ein paar Tagen der Briefwechsel von Hannah Arendt und Mary McCarthy: „Im Vertrauen“. Eine Textorte und zwei Namen, denen der Verlag 1995 wohl wenig vertraute und folglich eine überdeutliche Loipe zur Zielgruppe spuren wollte und deshalb folgende Information auf dem Cover verabreichte: „Zwei ‚femmes de lettres‘, die leidenschaftlich denken und leidenschaftlich leben.“
Lieblingssatz
1. März 2012 – 09:00
„Ist schon komisch, was die Leute nicht kaufen wollen.“
Aus: Der letzte Samurai. Von Helen DeWitt. Karl Blessing Verlag. 2001. S. 495
Der Satz wird gesagt von Kenzo Yamamoto, im Buch ein Pianist, ein Wunderkind: „Jetzt war er älter, und seit zwei Jahren war er eigentlich nur noch berüchtigt.“ (S. 151) Er hatte schon früh Konzerte in großen Häusern gegeben, war dann, auf der Suche nach dem Wesen der Percussion, in den Tschad gereist. Nach der Rückkehr gab er ein Konzert in der Wigmore Hall, das für das zahlreich erschienene Publikum zur Überraschung wurde. Yamamoto spielte „nach jeder der sechs Mazurkas seines Chopin-Vortrags ungefähr 20 Minuten lang Trommelmusik […]. Dann folgte der Rest des angekündigten Programms […] mit dem Ergebnis, dass das Konzert morgens um 2:30 endete & Leute ihre Bahnen verpassten & unzufrieden waren.“ (S. 152)
Später gibt Yamamoto ein Konzert in der Royal Festival Hall, zu dem Yamamoto im Vorfeld befragt wird.
„ST: Aber Sie haben der Royal Festival Hall versprochen, dass diesmal keiner seinen Zug verpassen wird.
Yamamoto: Keiner wird um zwei Uhr morgens zu Fuß durch die Londoner Straßen gehen.
ST: War das schwer für Sie?
Yamamoto: Ich habe ein gutes Gefühl dabei.“ (S. 164)
Tatsächlich wird niemand seinen Zug verpassen, aber mehr will ich nicht schreiben dazu, denn dann müsste ich abtippen, abtippen und vorwegnehmen, und tatsächlich tippte ich gern das ganze Buch ab, einfach so, aber dann käme ich mit den anderen Dingen keinen Deut weiter. Zudem sollte man es in den Händen halten und dazu auch DeWitts aktuelles Buch Lightning Rods (Interview).
Jedenfalls: Es ist schon seltsam, was die Leute alles nicht kaufen.
Man kann sich wundern, und insistieren, an DeWitt denken und insistieren, an Yamamoto denken und insistieren, an Kaufman denken und insistieren.
Helen DeWitt und Ed, alle und Ed, vielmehr: alle ohne.
8. Februar 2012 – 22:51
In autumn 2007, I think, Ed Park asked whether I would like to write something for The Believer about statistics. We talked back and forth and a film issue was in the works and I volunteered to write about Sergio Leone, having once spent 7 years on a book about a character obsessed with Leone. The piece was harder than envisaged, and my father was dying, and I proposed to Ed a different piece on the Realpolitik of the film industry. I sent the piece in, Ed liked it, had worries about word count, made suggestions, I revised, he rethought, the final piece was close to the submitted piece but better. Ed’s first child, Duncan, had recently been born; he was fielding this among sleepless nights; remained helpful, charming, intelligent throughout. Wow. Wow. Wow. Pre-Ed I’d assumed there was no point trying to publish ANYTHING, EVER, because all editors were short-cuts to the cuckoo house. Post-Ed I misguidedly allowed many editors to see new work, under the impression that other Eds might be out there. Sadly, I think there’s only one Ed. Ed, Ed, Ed, Ed, Ed, why don’t they give YOU the top job at HarperCollins/Bertelsmann/Bla? We live in hope.
aus: whitelist in Helen DeWitts Blog
Randbemerkungen
7. Februar 2012 – 11:33
Marginalia |
Sometimes the notes are ferocious, skirmishes against the author raging along the borders of every page in tiny black script. If I could just get my hands on you, Kierkegaard, or Conor Cruise O’Brien, they seem to say, I would bolt the door and beat some logic into your head. Other comments are more offhand, dismissive – Students are more modest Or they are fans who cheer from the empty bleachers, And if you have managed to graduate from college We have all seized the white perimeter as our own Even Irish monks in their cold scriptoria And you have not read Joshua Reynolds, Yet the one I think of most often, A few greasy looking smears
|
Arbeit
12. Dezember 2011 – 08:59
Immerzu nachdenken über die Arbeit, und wie die Arbeit sein soll, und dass die Arbei gut ist, diese Arbeit ist die beste, und diese Arbeit – das Schreiben – verteidigen oder immer wieder erobern oder diese Arbeit, es ist ja ganz anders, einfach ausüben. Jemand sagte: Die beiden hatten einige schwere Jahre. Und nun bin ich überrachenderweise alt genug zu sagen, ich hatte mit dem Schreiben einige schwere Jahre und wir rangen miteinander, wenngleich das nicht stimmen kann, es gab da wohl nur die Ankündigung und Erwartung von Rangeleien oder die Behauptung von Rangeleien und ich nannte das Schreiben Arbeit und hatte einen Beruf, aber das war nur eine Rettung, eine Behauptung, um ernst zu sein, so wie alle ernst sind mit ihren Berufen, so dermaßen ernst und nie vor eine Wahl gestellt, sondern Zwängen und Notwendigkeiten unterworfen und die Resignation mit Realität verwechselnd.
Jedenfalls vom Herstellen abkommen, jetzt ist keine Herstellzeit und den Texttempomat abstellen und dennoch beherzigen dies: „Außerhalb des vorgeschriebenen natürlichen Kreislaufes, in dem ein Körper sich erschöpft und regeneriert, in dem die Mühsal der Arbeit von der Lust des Verzehrens und die Müdigkeit von der Süße der Ruhe gefolgt ist, gibt es kein bleibendes Glück, und was immer diese kreisende Bewegung aus dem Gleichgewicht bringt – die Not der Armut, wenn an die Stelle der Erholung das Elend tritt und die Erschöpfung ein Dauerzustand wird, oder die Not des Reichtums, wenn der Körper sich nicht mehr erschöpft und daher an die Stelle der Erholung die bare Langeweile, an die Stelle der Fruchtbarkeit die Sterilität der Impotenz tritt, bis schließlich die automatische Mühle des rein Physiologischen, des Verzehrens und Ausscheidens, auch ihn zu Tode mahlt -, vernichtet die elementare Sinnlichkeit, die der Segen des Lebendigsein ist.“ (Hannah Arendt, Vita Activa)